Wenn ich durch die Straßen der Südstadt von Paderborn gehe, kommen viele Erinnerungen hoch. Ich bin hier aufgewachsen, kenne die kleinen Gassen, die vertrauten Gesichter, die alten Häuser. Doch was ich heute sehe, sind nicht nur die Orte meiner Kindheit, sondern auch die Herausforderungen, die uns alle betreffen – hier in Paderborn und darüber hinaus. Es geht um mehr als nur Politik. Es geht um die Menschen, die diese Stadt zu dem machen, was sie ist. Um ihre Geschichten, ihre Kämpfe und ihren Alltag.
In diesem Blogartikel möchte ich euch erzählen, warum ich mich für eine gerechtere Politik engagiere und was uns in der Südstadt bewegt. Lasst uns gemeinsam einen Blick hinter die Fassaden werfen – auf das, was wirklich zählt.
Die Gesichter der Südstadt – Geschichten von Menschen
Da ist zum Beispiel Frau M., die ich seit Jahren aus der Nachbarschaft kenne. Eine alleinerziehende Mutter, die sich regelrecht zerreißt, um ihre Familie über Wasser zu halten. Sie arbeitet in drei Jobs, geht morgens als Reinigungskraft in die Schule, nachmittags als Verkäuferin in den Supermarkt und abends noch als Kellnerin in einer kleinen Bar. Und trotz all dieser Mühen findet sie einfach keinen Kitaplatz für ihre Tochter. Die Wartelisten sind zu lang, die Kapazitäten erschöpft. Jeden Tag kämpft sie – nicht um Luxus, sondern um das Nötigste. Was ist das für ein System, das Menschen wie sie im Stich lässt?
Dann ist da Herr B., den ich regelmäßig im Park treffe. Er hat sein ganzes Leben lang hart gearbeitet, war Tischler, hat Häuser gebaut, Dinge geschaffen, die bleiben. Jetzt ist er alt, lebt in einem Pflegeheim, in dem der Personalmangel so groß ist, dass die Pflegekräfte kaum noch Zeit für ein persönliches Wort haben. „Ich habe mein Leben lang eingezahlt“, sagt er mir, „und jetzt bekomme ich doch nur das Nötigste.“ Diese Geschichte ist leider kein Einzelfall. Die Pflegekosten steigen, die Lebensqualität sinkt – und Menschen wie Herr B. fühlen sich vergessen.
Und schließlich der junge Mann, der mir oft am Busbahnhof begegnet. Ein Geflüchteter aus Syrien, der voller Tatendrang ist, aber von der Bürokratie gebremst wird. Er wartet auf seine Arbeitserlaubnis, möchte seinen Beitrag leisten, möchte endlich loslegen. Doch die Anträge, die Bescheide – es dauert. Während er wartet, werden Vorurteile laut, und viele Menschen zeigen mit dem Finger auf ihn und andere, die neu in unser Land kommen.
Diese Geschichten könnten auch aus anderen Teilen Paderborns oder Deutschlands stammen, doch sie spielen sich hier, mitten in der Südstadt, ab – einem Ort, der für mich Heimat ist.
Migration und Sicherheit: Warum das nur ein Teil des Bildes ist
Wenn wir über Migration sprechen, dann sprechen wir oft über Herausforderungen. Wir hören von überfüllten Flüchtlingsunterkünften, von kulturellen Konflikten und von einem Gefühl der Unsicherheit, das sich in vielen Teilen der Gesellschaft breitmacht. Doch was mir wichtig ist: Die Probleme, die wir haben, sind nicht ausschließlich auf Migration zurückzuführen. Es wäre zu einfach, den Finger nur auf die Geflüchteten zu zeigen und zu sagen: „Ihr seid schuld.“
Die wahren Ursachen liegen tiefer. Seit über 24 Jahren zwingt uns die Schuldenbremse, an den falschen Ecken zu sparen. Wir sparen bei der Bildung, wir sparen bei der Pflege, wir sparen bei der Infrastruktur – und das auf Kosten der Menschen, die hier leben. Städte wie Paderborn stoßen an ihre Grenzen, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen, um alle Bürger gut zu versorgen, egal ob alt oder jung, ob hier geboren oder geflüchtet.
Es ist nicht die Migration, die unsere Probleme verursacht. Es ist eine verfehlte Sparpolitik, die es uns seit Jahrzehnten unmöglich macht, in das zu investieren, was wirklich zählt: die Menschen. Menschen wie Frau M., Herr B. und den jungen Geflüchteten, der nur darauf wartet, seinen Beitrag zu leisten.
Frust und Enttäuschung – aber die wahren Gründe liegen anderswo
Viele Menschen sind frustriert. Wenn ich mit den Leuten in der Südstadt spreche, höre ich immer wieder das Gleiche: Die Schulen sind überfüllt, die Straßen sind kaputt, und die Pflege ist unbezahlbar geworden. Es fühlt sich an, als würde nichts vorangehen, als würden wir feststecken. Und in solchen Zeiten ist es leicht, nach Sündenböcken zu suchen. Doch die Geflüchteten sind nicht das Problem – sie sind oft die ersten, die unter diesem System leiden.
Die wahre Ursache für unseren Frust ist die fehlende Investition in die Zukunft. Seit Jahren spart unser Staat, wo es nur geht. Und dabei sparen wir nicht nur Geld – wir sparen an den Chancen unserer Kinder, an der Würde unserer älteren Menschen und an den Perspektiven derjenigen, die neu zu uns kommen. Das ist das eigentliche Problem.
Warum ich an die Stärke der Vielfalt glaube
Was mich politisch motiviert, ist der Gedanke, dass wir als Gesellschaft stark sind, wenn wir zusammenhalten. #gleichundverschieden – das ist für mich kein leeres Schlagwort, sondern eine Vision. Wir alle haben unterschiedliche Hintergründe und Geschichten, aber am Ende streben wir nach denselben Dingen: einem sicheren Zuhause, guter Bildung, einer würdigen Pflege und der Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen.
Es geht nicht darum, verschiedene Gruppen gegeneinander auszuspielen – ob Geflüchtete, ältere Menschen oder alleinerziehende Eltern. Es geht darum, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch zählt. Eine Gesellschaft, in der niemand vergessen wird und in der wir die notwendigen Investitionen tätigen, um für alle eine gerechte Zukunft zu ermöglichen.
In den Geschichten aus der Südstadt sehe ich jeden Tag, wie wichtig diese Solidarität ist. Unsere Unterschiede sind keine Schwäche, sondern unsere Stärke. Sie machen uns aus, sie machen uns reich.
Der Mut zur Veränderung: Wir müssen die Schuldenbremse hinterfragen
Wenn wir eine echte Veränderung wollen, müssen wir uns trauen, die Schuldenbremse infrage zu stellen. Wir müssen den Mut aufbringen, in das zu investieren, was wirklich zählt: in Bildung, damit unsere Kinder eine Zukunft haben. In Pflege, damit unsere Älteren in Würde alt werden können. In Integration, damit neue Mitbürger die Chance haben, ihren Beitrag zu leisten.
Wir können es uns nicht mehr leisten, nur zu sparen. Wenn wir weiterhin die Augen vor den wirklichen Problemen verschließen, werden wir als Gesellschaft auseinanderbrechen. Es ist Zeit, dass wir in die Menschen investieren, die hier leben – in die, die schon immer hier sind, genauso wie in die, die neu dazugekommen sind.
Lasst uns gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen
Ich glaube fest daran, dass wir als Gesellschaft stärker sind, wenn wir zusammenhalten. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind groß – aber sie sind nicht unlösbar. Wenn wir aufhören, uns von Ängsten und Vorurteilen leiten zu lassen, und stattdessen den Mut aufbringen, für eine gerechte und zukunftsorientierte Politik zu kämpfen, können wir wirklich etwas verändern.
Es geht nicht um kurzfristige Lösungen, sondern um langfristige Investitionen. Es geht darum, eine Zukunft zu schaffen, in der niemand das Gefühl hat, vergessen zu werden – egal ob alt oder jung, hier geboren oder geflüchtet.
Lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen. Was meint ihr dazu? Wie können wir zusammen für eine bessere Zukunft kämpfen?
Euer Bernd