Es war ein warmer Nachmittag, als ich mit meinem jüngeren Sohn am Rand der Südstadt spazieren ging. Wir kamen an der Pauline-von-Mallinckrodt-Schule vorbei. Ein Junge lief uns entgegen – mit einem weißen Langstock, begleitet von einer Lehrerin. Mein Sohn blieb stehen und flüsterte: „Papa, warum ist der Junge blind?“
Diese Frage hat mich nicht mehr losgelassen. Sie war kindlich ehrlich – und gleichzeitig politisch brisant. Denn sie führt uns direkt zu einer Institution, die für viele im Hintergrund wirkt, aber für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist: den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, kurz LWL.
9,5 Milliarden Euro für das soziale Rückgrat unserer Region
Der Doppelhaushalt des LWL für 2025/2026 hat es in sich: Mit einem Gesamtvolumen von 9,5 Milliarden Euro werden große Teile in soziale Projekte, Teilhabe und Betreuung investiert. Allein über 6,8 Milliarden Euro stammen aus der Landschaftsumlage, die Städte und Kreise aufbringen. Für den Kreis Paderborn bedeutet das über 118 Millionen Euro – Tendenz steigend.
Klingt technisch? Vielleicht. Aber hinter diesen Zahlen stehen Menschen. Geschichten. Schicksale. Chancen.
Paderborn profitiert – leise, aber kraftvoll
Im Kreis Paderborn gibt es über 2.600 Menschen, die auf Leistungen der Eingliederungshilfe angewiesen sind. Viele von ihnen leben in besonderen Wohnformen, nehmen an Arbeitsprojekten teil oder besuchen Werkstätten – wie bei Caritas, Bethel oder Haus St. Marien. Insgesamt sind rund 2.800 Personen in diesem Bereich beschäftigt – das ist gelebte regionale Wertschöpfung.
Und auch die Pauline-von-Mallinckrodt-Schule ist Teil dieses Netzwerks: 221 Kinder aus Paderborn besuchen Förderangebote – davon viele mit den Förderschwerpunkten Sehen, Sprache oder körperliche Entwicklung. Für sie sind diese Einrichtungen nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein sicherer Raum, in dem sie sich entwickeln dürfen.
LWL – viel mehr als „nur“ Verwaltung
Insgesamt 780 Menschen arbeiten direkt für den LWL im Kreis Paderborn, viele davon in der Klinik für Psychiatrie, in Förderschulen oder in kulturellen Einrichtungen wie dem Kloster Dahlheim. Sie alle tragen dazu bei, dass soziale Teilhabe keine Worthülse bleibt, sondern Realität wird.
Warum ich das alles erzähle?
Weil diese stille, aber so wirksame Arbeit sichtbar werden muss. Als sachkundiger Bürger für die SPD und engagiertes Mitglied im AWO-Südstadttreff weiß ich, wie viel davon auch bei uns in der Südstadt ankommt. Wir sehen es vielleicht nicht immer – aber wir spüren es, wenn es fehlt.
Mein Appell: Lasst uns über diese Strukturen reden.
Teilhabe beginnt nicht im Bundestag, sondern in unseren Stadtteilen. In Schulen wie der Pauline-von-Mallinckrodt. In Werkstätten, Wohnheimen und Begegnungsstätten.
Du willst mehr über soziale Themen in Paderborn erfahren oder dich selbst einbringen? Dann schau dich auf meinem Blog um, komm ins Gespräch oder melde dich bei mir. Denn: Politik beginnt vor der eigenen Haustür.