Paderborn ist meine Heimat. Hier bin ich geboren, hier bin ich zur Schule gegangen, hier habe ich meine Kinder großgezogen. Ich kenne jede Straße, jedes Café, jedes vertraute Gesicht in meinem Viertel. Ich liebe es, über den Wochenmarkt zu schlendern, alte Bekannte zu treffen und mich über das Wetter oder die neuesten Entwicklungen in der Stadt auszutauschen.
Und doch gibt es diese Momente.
Momente, in denen ich merke, dass ich für manche Menschen immer „die Andere“ bleibe.
Jetzt ist Ramadan. Eine Zeit, die mir so viel bedeutet – Besinnung, Zusammenhalt, Entschleunigung. Eine Zeit, in der wir fasten, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, um Mitgefühl und Dankbarkeit zu leben. In meiner Familie ist es eine Zeit der Gemeinschaft. Abends, wenn wir das Fasten brechen, sitzen wir zusammen – meine Kinder, meine Freunde, meine Nachbarn. Wir lachen, erzählen, teilen unser Essen. Es sind die schönsten Momente, in denen ich spüre: Wir sind hier zu Hause.
Aber dann gibt es auch die anderen Momente.
Der prüfende Blick, wenn ich mit meinem Kopftuch in den Bus steige.
Die unausgesprochene Skepsis, wenn mein Sohn in der Schule fastet.
Die Unsicherheit in Bewerbungsgesprächen, wenn mein Gegenüber mich mustert und ich instinktiv weiß: Sie sehen zuerst das Kopftuch, dann mich.
Ich will nicht klagen. Ich will nicht jammern. Ich weiß, dass es vielen so geht. Ich weiß, dass es schlimmer sein könnte. Und doch stelle ich mir die Frage: Warum ist es so schwer, einfach dazuzugehören?
Warum muss mein Sohn sich vor seinen Lehrern rechtfertigen, weil er fasten möchte? Warum werden Frauen mit Kopftuch auf dem Arbeitsmarkt immer noch anders behandelt? Warum gibt es Momente, in denen ich mich erklären muss, obwohl ich doch einfach nur ich bin – eine Paderbornerin, wie jede andere auch?
Gleich und verschieden – das müsste doch möglich sein.
Ich bin nicht weniger Paderbornerin, weil ich faste. Oder weil ich ein Kopftuch trage. Oder weil mein Nachname vielleicht schwieriger auszusprechen ist. Ich bin eine von vielen. Ich liebe diese Stadt mit all ihren Ecken und Kanten.
Es gibt Lichtblicke. Das Fastenbrechen im Rathaus ist so ein Moment. Wenn die Stadt sich öffnet, wenn wir alle zusammenkommen – das ist Paderborn, wie ich es mir wünsche. Ein Paderborn, in dem wir gemeinsam am Tisch sitzen, uns zuhören und verstehen.
Aber wir müssen weiterreden. Über das, was gut läuft – und über das, was besser werden muss. Über die Blicke, die Vorurteile, die kleinen und großen Hürden.
Denn wir leben hier. Wir alle.
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