Friedrich Merz hat verloren. Doch es geht um weit mehr als eine politische Niederlage. Es geht um den Verlust von Glaubwürdigkeit, Autorität und Respekt – drei essenzielle Säulen, ohne die politische Führung unmöglich ist. Was wir in diesen Tagen erleben, ist nicht einfach ein taktischer Fehltritt oder eine missglückte Kommunikationsstrategie. Es ist das dramatische Scheitern eines Mannes, der glaubte, die Mechanismen der Macht besser zu verstehen als alle anderen – und der nun feststellen muss, dass Politik kein Spiel ist, sondern eine Verantwortung.
Merz steht vor den Trümmern seiner eigenen Strategie. Erst hat er die AfD durch seine Rhetorik aufgewertet, dann wollte er so tun, als hätte er sie nie eingeladen. Erst hat er die eigene Partei mit polarisierenden Aussagen nach rechts getrieben, dann wunderte er sich, warum die politische Mitte ihm den Rücken kehrte. Erst setzte er auf maximale Konfrontation, dann fehlte ihm das Gespür, wann der Moment gekommen war, die Hand zur Verständigung auszustrecken.
Die Sackgasse, in die Merz sich manövriert hat
Politik ist die Kunst des Möglichen. Sie erfordert Fingerspitzengefühl, die Fähigkeit zur Integration und das Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen. Wer eine Volkspartei führen will, muss verschiedene Strömungen zusammenhalten, Brücken bauen und Vertrauen schaffen. Merz hat das Gegenteil getan. Statt seine CDU als Kraft der Mitte zu positionieren, hat er sich in einen Kampfmodus begeben, der nur eines bewirkt hat: Spaltung.
Sein größter Fehler war es, mit der AfD zu taktieren – eine Partei, die in weiten Teilen als rechtsextrem gilt und deren Radikalisierung unübersehbar ist. Merz glaubte, er könne Stimmen von AfD-Wählern zurückholen, indem er sich deren Rhetorik annäherte. Doch genau das hat ihn unglaubwürdig gemacht. Wer immer wieder Begriffe und Narrative der extremen Rechten aufgreift, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann nicht mehr als Alternative zur AfD, sondern als deren Steigbügelhalter wahrgenommen wird.
Hinzu kommt sein autoritärer Führungsstil, der nicht auf Dialog, sondern auf Durchsetzung um jeden Preis setzt. Eine moderne Partei funktioniert so nicht. Führung bedeutet nicht, den eigenen Kurs mit aller Härte durchzudrücken, sondern auch, Meinungen und Stimmungen innerhalb der Partei aufzunehmen und kluge Kompromisse zu finden. Doch Merz wollte nie ein Vermittler sein – er wollte dominieren.
Der fatale Irrtum: Politik ist kein Ego-Spiel
Das größte Missverständnis von Friedrich Merz war jedoch sein Glaube, dass Politik eine Bühne für persönliche Machtspiele sei. Dass man mit kluger Rhetorik und Härte allein Mehrheiten gewinnen könne. Doch Demokratie lebt von Verständigung, von der Fähigkeit, verschiedene gesellschaftliche Gruppen einzubinden und tragfähige Lösungen für das Gemeinwohl zu entwickeln.
Merz hat das nicht verstanden. Er hat geglaubt, er könne sich mit polarisierenden Aussagen und kalkulierten Provokationen an die Spitze kämpfen. Dass er am Ende alleine dasteht, ist die logische Konsequenz. Denn wer ständig spaltet, verliert die Fähigkeit zur Integration. Wer auf Konfrontation setzt, darf sich nicht wundern, wenn er keine Partner mehr findet. Und wer denkt, man könne ein Land mit plakativen Parolen führen, der unterschätzt die Intelligenz der Wählerinnen und Wähler.
Der Moment der Wahrheit: Was bleibt von Friedrich Merz?
Die Antwort ist ernüchternd. Merz hat die CDU nicht erneuert, sondern geschwächt. Er hat ihr kein Profil gegeben, sondern sie ins Chaos gestürzt. Er hat keine Brücken gebaut, sondern Gräben vertieft. Was bleibt, ist eine Partei, die sich selbst nicht mehr sicher ist, wofür sie steht. Eine politische Mitte, die sich von Merz entfremdet hat. Und eine Öffentlichkeit, die erkennt, dass dieser Mann kein Kanzler für Deutschland sein kann.
Friedrich Merz ist gescheitert. Nicht an der CDU. Nicht an der Ampel. Sondern an sich selbst. An seinem Starrsinn. An seinem Unwillen, sich selbst und seine Strategie zu hinterfragen. Er hat die Tür für eine Normalisierung der AfD geöffnet – und nun steht er vor einer CDU, die sich fragen muss, ob sie mit ihm an der Spitze noch eine Zukunft hat.
Sein größter Feind war nie die politische Konkurrenz. Sein größter Feind war immer sein eigenes Ego. Und nun hat es ihn besiegt.