Manchmal gibt es diese Momente, in denen man einen Artikel oder Bericht liest, sich zurücklehnt und denkt: „Das kann doch nicht wahr sein.“ Genau so ging es mir in den letzten Tagen, als ich erneut mit der Diskussion um die Zukunft des Nahverkehrs in unserer Region konfrontiert wurde. Es ist, als würde sich alles im Kreis drehen, während wir eigentlich längst Fortschritte brauchen.
Die Situation hat sich kaum verändert: Die Konflikte zwischen Stadt, Kreis und den Organisationen, die den Nahverkehr verantworten, scheinen immer tiefer zu werden. Dabei müsste es doch um etwas ganz anderes gehen – um die Menschen, die darauf angewiesen sind, dass Busse zuverlässig fahren, pünktlich sind und überhaupt eine echte Alternative zum Auto darstellen.
Der Streit im Detail – und warum er uns allen schadet
Vor einiger Zeit wurde ein Strukturgutachten veröffentlicht, das den Nahverkehr im Hochstift zukunftssicher machen sollte. Doch was seitdem passiert, lässt mich immer wieder den Kopf schütteln. Statt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, haben sich die Verantwortlichen in Diskussionen um Zuständigkeiten, Kosten und Einflussmöglichkeiten verstrickt.
Ein Beispiel: Paderborn, die größte Stadt der Region, wird zwar finanziell stark belastet, scheint aber bei zentralen Entscheidungen kaum eingebunden zu werden. Das ist wie ein Mannschaftsspiel, bei dem der Kapitän auf der Ersatzbank sitzt. Wie soll da ein stimmiges Konzept entstehen?
Und dann sind da die Kommunen und Kreise, die die finanzielle Hauptlast tragen, aber nicht ausreichend mitentscheiden dürfen. Ein System, das auf Zusammenarbeit angewiesen ist, funktioniert so nicht. Das macht mich traurig – und ehrlich gesagt auch wütend. Denn der Stillstand schadet nicht den Akteuren, sondern den Menschen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind.
Die Menschen im Fokus – oder doch nicht?
Wenn ich an die vielen Gespräche denke, die ich in den letzten Monaten geführt habe, wird eines deutlich: Für viele ist der Nahverkehr kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Es sind die Schüler, die damit zur Schule fahren. Die Berufstätigen, die sich ein Auto nicht leisten können. Die älteren Menschen, die mobil bleiben möchten, ohne auf Familie oder Nachbarn angewiesen zu sein.
Aber wenn ich mir die aktuelle Situation ansehe, habe ich das Gefühl, dass diese Menschen aus dem Blick geraten sind. Statt über Kürzungen oder Machtfragen zu diskutieren, sollten wir uns doch fragen: Wie schaffen wir es, den Nahverkehr attraktiver, verlässlicher und klimafreundlicher zu gestalten?
Was jetzt passieren muss – mein persönlicher Appell
Ich glaube, die Zeit für Ausreden ist vorbei. Es braucht jetzt klare Schritte und die Bereitschaft aller Beteiligten, sich an einen Tisch zu setzen. Die Lösung liegt auf der Hand:
- Kommunen und Städte einbinden: Wer zahlt, muss auch mitbestimmen dürfen. Paderborn und die anderen Kommunen brauchen eine stärkere Stimme.
- Klare Ziele und Transparenz: Was wollen wir erreichen? Wie sieht ein zukunftsfähiger Nahverkehr aus? Und wie finanzieren wir das?
- Dialog auf Augenhöhe: Der Streit um Zuständigkeiten muss ein Ende haben – jetzt ist Zusammenarbeit gefragt.
Ich bin überzeugt, dass wir uns gemeinsam auf einen Weg einigen können, wenn wir die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellen. Es geht nicht darum, wer am meisten Einfluss hat, sondern darum, wie wir den besten Nahverkehr für unsere Region schaffen können.
Hoffnung auf Veränderung
Trotz der vielen Herausforderungen, die ich sehe, glaube ich fest daran, dass sich etwas bewegen kann. Der Druck aus der Bevölkerung wächst – und das ist gut so. Denn die Menschen verstehen, wie wichtig Mobilität ist, gerade in einer Region, die stark ländlich geprägt ist.
Es gibt engagierte Akteure in der Kommunalpolitik, in Organisationen und Vereinen, die Lösungen vorantreiben wollen. Und ich sehe, dass immer mehr Menschen bereit sind, sich aktiv einzubringen. Das macht mir Hoffnung.
Schlussgedanken: Stillstand darf keine Option sein
Wir haben keine Zeit mehr für endlose Diskussionen. Die Mobilitätswende ist keine Zukunftsvision – sie ist eine Notwendigkeit. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind groß: Klimawandel, steigende Energiekosten, soziale Gerechtigkeit. Aber sie sind lösbar, wenn wir jetzt handeln.
Der Nahverkehr im Hochstift hat das Potenzial, ein Vorzeigeprojekt zu werden. Dafür müssen wir alte Konflikte hinter uns lassen, Kompromisse finden und den Mut haben, neue Wege zu gehen.
Ich wünsche mir, dass wir in einigen Monaten nicht mehr über Stillstand sprechen, sondern über die ersten Erfolge. Denn eines ist sicher: Ein funktionierender Nahverkehr ist nicht nur eine Frage der Mobilität – er ist ein Versprechen an die Menschen, dass ihre Region lebenswert und zukunftsfähig bleibt.