Als ich nach vielen Jahren wieder in die Südstadt von Paderborn zog, wurde mir schnell klar: Vieles hat sich verändert. Die Straßen, durch die ich einst als Kind ging, sind immer noch da, aber die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind größer denn je. Während ich mit meinen eigenen Kindern die Stadt erkunde, frage ich mich oft: Wie kann Paderborn zu einer Stadt werden, die für alle Menschen lebenswert ist – heute und morgen?
Diese Überlegungen haben mich zur Idee der 15-Minuten-Stadt geführt. Eine Stadt, in der jeder Mensch alles, was er braucht – von der Schule über den Supermarkt bis hin zum Park – in 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrraderreichen kann. Es ist mehr als nur ein Konzept: Es ist eine Vision, die die Art und Weise, wie wir in unserer Stadt leben, grundlegend verändern könnte.
Was das Einzelhandels- und Zentrenkonzept leistet
Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Paderborn bietet eine solide Grundlage. Es betont die Wichtigkeit von zentralen Versorgungsbereichen und der wohnortnahen Versorgung. Die Sicherstellung, dass wichtige Dienstleistungen und Geschäfte in erreichbarer Nähe bleiben, ist von zentraler Bedeutung, um eine lebendige Stadt zu erhalten.
Besonders gelungen finde ich, dass das Konzept auf die Veränderungen im Einzelhandel eingeht – den Aufstieg des Onlinehandels, die Herausforderungen für lokale Geschäfte und die Notwendigkeit, das Zentrum zu stärken. Diese Analysen sind wichtig und zeigen, dass Paderborn auf einem guten Weg ist, die aktuellen Trends zu verstehen und darauf zu reagieren.
Warum Paderborn mehr sein muss als gut versorgte Einkaufszentren
Trotz dieser positiven Aspekte reicht es nicht, nur die Einkaufszentren und die Nahversorgung im Fokus zu haben. Eine zukunftsfähige Stadt muss mehr bieten – sie muss sich den gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungenstellen. Die Stadt von morgen darf nicht nur auf Konsum basieren, sie muss auch Orte für Begegnungen, Grünflächenund eine nachhaltige Mobilität bieten.
Was mir im Einzelhandelskonzept fehlt, ist die Vision einer Stadt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht nur die Geschäfte. Wir brauchen mehr öffentliche Räume, in denen sich Menschen treffen und miteinander Zeit verbringen können – ohne Konsumzwang. Diese „Dritten Orte“ sind es, die das Stadtleben bereichern und eine echte Gemeinschaft schaffen.
Mehr Raum für Begegnungen und weniger Autos
In meiner Vision der 15-Minuten-Stadt spielen autofreie Zonen eine große Rolle. Weniger Autos bedeuten nicht nur weniger Emissionen, sondern auch mehr Raum für Menschen. Wir müssen den öffentlichen Raum umgestalten, um Plätze zum Verweilen und für Begegnungen zu schaffen. In einer 15-Minuten-Stadt sind die Wege kurz, und es gibt keine Notwendigkeit, das Auto für jede Kleinigkeit zu benutzen.
Das Einzelhandelskonzept geht zwar auf die Erreichbarkeit ein und betont die Bedeutung der Verkehrsanbindung, doch es bleibt zu sehr auf den Autoverkehr fokussiert. Wir müssen den Umweltverbund – also Fahrradwege, Fußwege und öffentlichen Nahverkehr – stärker in den Vordergrund rücken. Paderborn sollte eine Stadt werden, in der der Verzicht auf das Auto selbstverständlich ist.
Bezahlbarer Wohnraum im Zentrum
Ein weiteres Thema, das im Einzelhandelskonzept nicht ausreichend beleuchtet wird, ist der bezahlbare Wohnraum. Eine 15-Minuten-Stadt funktioniert nur, wenn Menschen aller Einkommensgruppen in der Nähe der zentralen Versorgungsbereiche leben können. Wir müssen sicherstellen, dass bezahlbarer Wohnraum im Herzen der Stadt geschaffen wird, damit nicht nur wohlhabende Menschen von den Vorteilen einer gut erschlossenen Stadt profitieren.
Die Vision der 15-Minuten-Stadt – Für alle Menschen
Paderborn kann eine 15-Minuten-Stadt werden, in der alle Menschen einen Platz finden – unabhängig von ihrem Einkommen, ihrer Mobilität oder ihrem Alter. Wir brauchen eine Stadt, die barrierefrei ist, in der Menschen sich frei und uneingeschränkt bewegen können, egal ob mit Kinderwagen, Rollator oder Fahrrad.
Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept bietet bereits eine Grundlage für diese Entwicklung. Es legt den Fokus auf wohnortnahe Versorgung und den stationären Handel, doch wir müssen mehr tun. Es geht darum, unsere Stadt zu einer echten Gemeinschaft zu machen – einem Ort, der für alle Menschen lebenswert ist.
Fazit: Gemeinsam für ein Paderborn von morgen
Ich träume von einem Paderborn, in dem alle wichtigen Orte des Lebens in 15 Minuten erreichbar sind. Wo Menschen zusammenkommen, sich begegnen und eine Gemeinschaft bilden. Wo weniger Autos und mehr öffentliche Räume das Bild der Stadt prägen. Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept ist ein erster Schritt, doch wir dürfen uns nicht darauf ausruhen.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, Paderborn zu einer Stadt zu machen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine Stadt, die sozial gerecht, nachhaltig und lebendig ist. Paderborn für alle – in 15 Minuten erreichbar.